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Allgemein

Deutschland: Stromnetz ist sicher, Österreich rüstet erst recht für Blackout auf

Das Stromnetz in Deutschland ist angeblich sicher wie nie zuvor. Doch immer mehr offizielle Einrichtungen in Österreich rüsten sich für einen Blackout... Wie passt das zusammen? Hat das etwas mit den kommenden Kraftwerksabschaltungen zu tun?

Das deutsche Stromnetz ist angeblich so sicher, wie nie zuvor. So heißt es zumindest im Handelsblatt vom 23. 8. 2021. Jeder Letztverbraucher in Deutschland war im Jahr 2020 durchschnittlich nur 10,73 Minuten ohne Strom. Aber ist die Blackout-Gefahr deshalb geringer geworden?

Grundlage für diese Aussage ist der SAIDI (System Average Interruption Duration Index), ein Wert der angibt, für wie lange im Durchschnitt innerhalb eines Jahres der Strom bei den Letztverbrauchern ausfällt.

Und zwar im Nieder- und Mittelspannungsnetz und außerdem nur die ungeplanten Unterbrechungen, die nicht auf höhere Gewalt, zum Beispiel Naturkatastrophen, zurückzuführen sind und länger als drei Minuten dauern. Für Österreich habe ich nur Zahlen für 2019 gefunden, da lag der SAIDI bei den ungeplanten Unterbrechungen bei 25 Minuten.

Die tagelangen Stromausfälle beim Hochwasser in Ahrweiler werden also schon einmal nicht im SAIDI berücksichtigt und auch nicht die schneebedingten Wochen ohne Strom in manchen Gebieten in Osttirol und Kärnten letzten Winter.

Das Stromnetz ist also sicher. Wirklich?

Heißt das jetzt, dass die Blackout-Gefahr tatsächlich geringer wurde? Nein, überhaupt nicht. Ein Blackout, also ein großflächiger Strom- und Infrastrukturausfall, findet ja nicht im Nieder- oder Mittelspannungsnetz seinen Ursprung, sondern im Hoch- und Höchstspannungsnetz.

Bereits zweimal in diesem Jahr gab es Störungen, die so massiv waren, dass das europäische Stromverbundnetz in zwei Teile aufgesplittet wurde, um einen Blackout zu verhindern.

Dabei ist zu beachten, dass ein derart starker Eingriff vor 2021 überhaupt nur ganze drei Mal in der Geschichte des Verbundnetzes nötig war (2003, 2006 und 2015).

Eine weitere Kenngröße, die sich für die Beurteilung der Sicherheit meines Erachtens nach besser eignet als der SAIDI, ist die Anzahl der notwendigen Regeleingriffe (Redispatch), damit die Netzfrequenz stabil bleibt.

Wo vor dem großflächigen Einsatz von Erneuerbaren Energien, wie Windkraft und Solarenergie und vor der Liberalisierung des Strommarktes noch vielleicht 10 Korrekturen im Jahr nötig waren, sind es jetzt bis zu 20 – pro TAG!

Dazu gehören auch solche Eingriffe, wie große Verbraucher vom Stromnetz zu trennen. So geschehen z. B. am 14. 8. 2021, als unter anderem der Aluminiumhütte von Trimet in Essen und anderen Großverbrauchern als Schutzmaßnahme für unser Netz der Strom abgedreht wurde.

Das alles klingt jetzt für mich nicht unbedingt nach mehr Sicherheit im Stromnetz.

Verschärfend kommt in Zukunft natürlich der Ausstieg aus Atomkraft und Kohlestrom bei unseren deutschen Nachbarn hinzu, und das in Kombination mit der Forderung nach mehr Elektromobilität in allen europäischen Ländern.

Wie sich das ausgehen soll, wenn allein noch bis Ende 2021 – passend vor dem Winter mit naturgemäß weniger Sonneneinstrahlung – in Deutschland noch Kernkraftwerke und Kohlekraftwerke mit einer Gesamtleistung von mehr als 7 GW vom Netz gehen, kann ich mir nicht recht vorstellen. Atomstrom aus Frankreich importieren? Die Franzosen mit ihren vielen Elektroheizungen brauchen gerade im Winter ihren Strom selbst.

Was hat jetzt die Energiewende in Deutschland mit Österreich zu tun?

Ganz einfach... wir hängen alle in einem europäischen Verbundnetz. Kracht es in Deutschland, stehen die Chancen gut, dass auch wir mitgerissen werden.

Beim Beinahe-Blackout im November 2006 wurde im Norden Deutschlands eine Hochspannungsleitung planmäßig abgeschaltet, damit ein Kreuzfahrtschiff eine Werft verlassen konnte. Durch Kommunikationsprobleme kam es aber zu so starken Überlastungen der übrigen Leitungen, dass Notabschaltungen notwendig wurden. Und schon waren 10 Millionen Haushalte in ganz Europa ohne Strom, auch bei uns in Österreich.

Deshalb befürchte ich, dass die deutsche Energiewende auch uns betreffen wird. In Deutschland wird beschwichtigt, in Österreich bereitet man sich vor.

Kasernen in Österreich sollen autark werden

Schon Anfang 2020 und auch 2021 wieder hat das Österreichische Bundesheer in seiner Sicherheitspolitischen Jahresvorschau einen Blackout innerhalb der nächsten 5 Jahre für sehr wahrscheinlich gehalten.

Es heißt also auch dort: "Es ist nicht die Frage, ob, sondern wann man mit einem Blackout konfrontiert werde. Und dann müsse man vorbereitet sein." Klingt irgendwie ganz anders, als die Meldung aus dem Handelsblatt.

Und es werden sogar Nägel mit Köpfen gemacht: bis 2025 sollen alle 100 österreichischen Kasernen autark sein. Und zwar nicht nur was den Strom betrifft, sondern auch bei der Wärme-, Treibstoff-, Wasser- und Lebensmittelversorgung sowie die Sanitätsversorgung. Dazu werden 90 Millionen Euro in die Hand genommen. Hoffen wir, dass es bis dahin nicht zu spät ist.

Aber nicht nur unser Bundesheer, auch die Polizei rüstet sich. Vorerst 100 Polizeidienststellen in Österreich sollen in einem Pilotprojekt mit Photovoltaik und Speichermöglichkeiten aufgerüstet werden.

Auch immer mehr Gemeinden, Feuerwehren und andere Organisationen setzen sich inzwischen mit der Blackout-Vorsorge auseinander.

Aber wie sieht es in der Bevölkerung aus?

Kritisch: Bevölkerung verlässt sich auf den Staat

Die Universität Wien hat im April 2021 erhoben, wie viel Vertrauen die österreichische Bevölkerung darin hat, dass die staatlichen Einrichtungen in einem akuten Katastrophenfall die Basisversorgung über vier Wochen sicherstellen können.

Vier Wochen ist schon einmal ein ordentlich langer Zeitraum. Darum finde ich es irgendwie erschreckend, dass mehr als die Hälfte der Befragten denkt, dass der Staat die Basisversorgung in Form von Grundnahrungsmitteln, medizinischer Grundversorgung, öffentlicher Sicherheit und Energie- bzw. Wasserversorgung im Katastrophenfall für diesen langen Zeitraum aufrecht erhalten kann. Ich habe dazu offen gestanden so meine Zweifel.

Gleichzeitig wurde auch ermittelt, wieviele der Befragten selbst für Krisenfälle vorgesorgt haben. Einen mehrwöchigen Vorrat (leider ist nicht ersichtlich, ob auch hier für 4 Wochen abgefragt wurde) an Lebensmitteln und Medikamenten hat nur ein Drittel der Befragten zuhause.

Bei der Eigenvorsorge gibt es also noch starkes Verbesserungspotential.

Vorsorge jetzt starten, jeder Tag zählt

Auch wenn ich in Youtube-Kommentaren und E-Mails immer wieder lese, dass es jetzt schon zu spät wäre, mit der Vorsorge anzufangen, dieser Meinung bin ich absolut nicht.

Ein einfacher Vorrat für ein oder zwei Wochen ist schnell gekauft und kostet nicht die Welt. Jeder Tag, den ich mich selbst versorgen kann, zählt im Ernstfall.

Informationen für "Prepping-Einsteiger und -Fortgeschrittene" gibt es zur Genüge hier auf diesem Blog und auch an anderen Stellen im Netz.

Bitte macht mit!

 


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