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Allgemein

Schwere Störung im europäischen Stromnetz – schon wieder!

Am Montag, den 17. Mai 2021, ist es erneut zu einer schweren Störung im europäischen Stromnetz gekommen.

Gegen 16.34 Uhr ist die Netzfrequenz im europäischen Stromverbundnetz plötzlich von den üblichen 50 Hertz auf 49,85 Hz abgesunken.

Was jetzt vielleicht nicht so dramatisch klingt, bekommt eine ganz andere Bedeutung, wenn man sich vor Augen führt, dass unter 49,8 Hz schon größere Eingriffe nötig sind, um das Stromnetz vor dem Zusammenbruch zu retten.

Die Situation war noch nicht ganz so dramatisch wie am 8. Jänner 2021, wo das europäische Stromnetz ja bereits in zwei Teile aufgesplittet wurde, aber doch ungewöhnlich ernst.

Ein Sprecher des deutschen Übertragungsnetzbetreibers Amprion hat zwar gemeint, die Systemsicherheit sei zu keiner Zeit gefährdet gewesen, ich schließe mich da aber der Meinung des österreichische Krisen- und Blackoutexperten Herbert Saurugg an, der auf Twitter geschrieben hat: "Ein derart steiler Frequenzeinbruch und der Einsatz von mehr als 2/3 der vorgehaltenen Reserve gehören aber nicht zum Normalbetrieb! Bitte keine Verharmlosungen!"

Diesmal war kein Problem in Kroatien für die Frequenzschwankung verantwortlich, sondern ein Ausfall in einer Schaltstelle in Polen, über die das größte Braunkohlekraftwerk Europas, Belchatów, seinen Strom ins Netz einspeist.

Wohl gemerkt: Das Problem lag nicht am Kraftwerk sondern bei Polskie Sieci Elektroenergetyczne, einem polnischen Übertragungsnetzbetreiber.

Da der Strom des Kraftwerks nicht mehr ins Netz eingespeist werden konnte, wurden 10 von 11 Kraftwerksblöcke aus Sicherheitsgründen automatisch notabgeschaltet. Das ist ein Sicherheitsmechanismus, der auch korrekt funktioniert hat, weil sonst wäre es womöglich zu massiven Schäden im Kraftwerk selbst gekommen.

Wenn man jetzt aber überlegt, dass dieses eine Kraftwerk ungefähr 20 Prozent des gesamten Strombedarfs in Polen liefert, wird klar, warum da plötzlich 3500 MW nicht nur in Polen, sondern in weiterer Folge auch im europäischen Stromnetz gefehlt haben. Zur Verdeutlichung, das ist die Leistung von ungefähr 3 Atomkraftwerken, die da innerhalb von Sekunden weg war.

Durch die rasche Reaktion der Kraftwerksbetreiber und das Zuschalten von mehreren Pumpspeicherkraftwerken und anderer Kraftwerke, auch aus anderen europäischen Ländern, konnte aber verhindert werden, dass es wieder zu einer Netzaufsplittung wie im Jänner oder gar zu einem Blackout kommt. Nur was ist, wenn auch die anderen Länder zur selben Zeit zu wenig Strom haben, wer hilft dann?

Allerdings hat es ungefähr eine halbe Stunde gedauert, bis die Netzfrequenz in Europa wieder auf den normalen 50 Hertz war. Und noch sehr viel länger, bis wieder alle Kraftwerksblöcke von Belchatów gelaufen sind und auch mit dem Netz synchronisiert waren.

Das war dieses Jahr schon das zweite größere Ereignis im europäischen Stromverbundsystem, und das sollte uns schon etwas zu denken geben. Interessanterweise war zu diesem Anlass in den Medien nur sehr wenig zu finden. 

Für mich ist das wieder einmal ein Grund, darauf hinzuweisen, wie wichtig es ist, dass sich die Bevölkerung in Europa zumindest ein paar Tage selbst und ohne Hilfe von anderen versorgen kann. Denn weder Staat noch Rettungsdienste können der gesamten Bevölkerung im Notfall in allen Belangen helfen.


Mein Video dazu gibt es hier:

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